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Jamie
Aus dem Tagebuch eines angehenden Blindenhundes

Bei Blindenführhunden beginnt man üblicherweise ab einem Alter von 12 Monaten mit der Ausbildung. Vom Welpenalter bis zum Beginn ihrer Ausbildung leben sie meist in einer Familie, wo sie in der ganz wichtigen Präge- und Sozialisierungsphase sehr viel kennenlernen. So werden sie als Welpe und Junghund auf ihre spätere Blindenführhunde-Aufgabe vorbereitet.

Nachfolgend etwas aus dem Tagebuch eines zukünftigen Blindenführhundes:

Mein Frauchen trägt sich mit der wilden Idee, Euch auf dieser Homepage über den Alltag eines angehenden Blindenführhundes zu berichten. Oh, ich muß jetzt schon gähnen, das wird nur fades Gerede. Deshalb komme ich ihr lieber zuvor und erzähle Euch, was ich in diesem irren Haushalt mitmache (-machen muß).

Übrigens, ich vergaß mich vorzustellen: Mein Name ist James Blond. Ihr könnt auch Jamie zu mir sagen. Bei meinem Frauchen (sie heißt Simone, ich nenn' sie mal beim Namen, wozu hat sie diesen sonst) heiße ich abwechselnd Schnuddel-Wuddel, Jamielein oder James, je nachdem, wie artig ich bin.

Als ich im Sommer diesen Jahres einzog, las sie 1 1/2 Bücher über Welpenerziehung und klärte ihre Umwelt auf: "Konsequenz ist das A und O in der Hundeerziehung!!!" Oh je, habt ihr schon mal einen Menschen gesehen, der es schafft, genau so konsequent zu sein, wie wir Hunde? Auch nach bisher 2-monatiger Erziehung räume ich jedenfalls konsequent den Mülleimer aus, wenn er lecker riecht und nutze Tante Birgits (Diplom-Biologin) akribisch angelegtes, heiß geliebtes Gartenteichbiotop als hauseigenen Swimming-Pool. Schwimmen ist sowieso mein größtes Hobby (neben Fressen natürlich), denn ich bin ein Labrador-Retriever. In diesem heißen Sommer haben wir diejenigen Badeteiche der Umgebung, an denen das Baden nicht nur für Hunde, sondern auch für Menschen verboten ist, zum selbigen Zwecke ausgiebig genutzt. Wir sind auch nur einmal von einem Jagdaufseher erwischt worden. Er rügte meine Menschen außerdem, weil Hunde nicht unangeleint rumlaufen dürfen (wo dürfen sie das schon). Er dachte wohl, ich würde mir einen Hasen fangen. Dabei habe ich es bequemerweise viel lieber, Simone serviert mir die Mahlzeiten an mein Hundebett.

Ganz anders verhält es sich mit Marusa. Sie wird von unseren Menschen auch "Prinzessin" genannt und trägt dementsprechend die Nase etwas höher. Dabei kann auch ihr strahlend weißes Fell, die grazile Gestalt und der schwebende Gang nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie lediglich eine bulgarische Straßenmischung aus dem häßlichen Sofia ist. Sie jedenfalls liebt es, ein bißchen auf die Jagd zu gehen, hat aber noch nie was erlegt. Alles in allem sind wir beide ein gutes Team. Man kann mit ihr wunderbar raufen und sie zeigt mir im Wald, wo die besten Grillplätze mit noch herumliegenden Hühnerknochen sind.

Zu unserem Haushalt gehören auch sechs Kaninchen, ein Hamster, zwei Igel und bislang sechs Elfenbeinsittiche. Diese hat Birgit (Marusas Frauchen) letzte Woche glücklicherweise in gute Hände abgegeben. Ich kann Euch sagen, das Geschrei, was die veranstaltet haben, hat mir den letzten Nerv geraubt. Dagegen sind die Kaninchen richtig angenehm. Sie haben sowohl den Garten, als auch das Haus im Freilauf bevölkert, laufen mir aber meist aus dem Weg. Außer Goliath, der stellte sich doch neulich dick und frech auf die oberste Treppenstufe und ließ mich nicht vorbei. Ich würde ihm wieder den Apfel oder die Karotte klauen, motzte er. Von wegen, das veganische Zeug, von dem die sich ernähren! Daß die davon noch keine Ausfallserscheinungen haben! Ich für mein Teil halte mich an Hundehausmannskost und verachte auch deftige Schweinsohren nicht. Diesen werde ich mich jetzt widmen und halte Euch demnächst über Neuigkeiten auf dem Laufenden.

Mit tierischen Grüßen
Euer Jamie

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© 2003 by Simone
Erstellt am Di, 30.09.03, 11:50:19 Uhr.
URL: http://www.anderssehen.at/hund/jamie1.shtml

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