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Jamie
Aus dem Tagebuch eines angehenden Blindenhundes

Der Frühling ist da!! Nach einem schneereichen Märzanfang (den ich auch genoß, nur die Menschen haben vom Winter bald die Nase voll) wartet die Sonne nebst höheren Temperaturen auf. Der Morgenspaziergang ist immer noch eine Rutschpartie, aber in der Mittagssonne am Laabenbach entlangzuschnüffeln ist wunderbar. Die feuchte Erde riecht nach Wühlmäusen, Würmern und anderem Kleingetier, das wieder aus seinen Löchern kriecht. Winterlinge und Primeln blühen. Die Schneeschmelze hat den Bach in einen reißenden Strom verwandelt. Dieser riß den Fußweg an der Furt entzwei, so dass wir nicht mehr hinüberkommen. Das heißt, ich benutze den Steg sowieso nie und hätte mir sogar heute getraut hindurchzuwaten. Aber Simone kommt lieber trocken auf der anderen Seite an und auch die Prinzessin macht sich die Füße nicht naß. So kehren wir um und erkunden einen neuen Weg über Wiesen und Felder, am Buchenbach entlang. Dieser ist kleiner als der Laabenbach, aber auch hier schnellt die Strömung mit recht hoher Geschwindigkeit dahin. Bei 18 Grad wird es Zeit anzubaden, und so springe ich hinein, um ausgiebig zu plantschen. Zum Schwimmen ist es trotz Schmelze leider zu flach. "Wie kannst du nur in diesem kalten Naß so toben! Und diese Strömung treibt Einen bestimmt mindestens bis China!" Marusa sieht mir skeptisch zu. "Na komm doch auch hinein - es ist gar nicht kalt und gegen die Strömung zu springen ist leiwand!" ruf ich ihr zu. Ganz vorsichtig schleckt sie mit spitzer Zunge erst etwas Wasser, dann stelzt sie geziert hinein. "Oh, wie erfrischend bei diesen sommerhaften Temperaturen!" Dann stolziert sie wieder hinaus. Schweren Herzens folge ich ihr, weil Simone zum Weitergehen drängelt. Dafür werde ich durch den wunderbar matschigen Weg entschädigt. Ich tobe, wie ein Hase hüpfend, durch die Pfützen, die eher als Schlammlöcher zu bezeichnen sind. Marusa rümpft die Nase und versucht, hinter Simone herschreitend den trockensten Pfad zu finden. Simone seufzt "Oh James, guck mal, wie du aussiehst." N' bisschen schwarz untenrum und am Bauch, na und?

Im Haus zieht sich Marusa zur Siesta auf den gelben staubigen Sessel des Vorbesitzers dieses Domizils zurück. Ich helfe Simone dabei, die Küchenwand zu verspachteln. Wichtig ist hierbei, dass die Spachtelmasse weder zu fest, noch zu flüssig gerührt ist. Ist sie zu fest hat die Wand anschließend ein interessantes Rillenmuster, ist sie zu flüssig erhöht es den Schwierigkeitsgrad sie an die Wand zu bekommen. Meistens fällt sie dann auf meinen Kopf oder Rücken, da ich zwecks Beratungstätigkeit zu Simones Füßen liege. Untenrum schwarz, obenrum weiß bekleckst sehe ich nun einem Zirkusclown ähnlicher als einem Labrador. Gut dass es nun, wo wir nach Hause kommen, schon dunkel ist. Falls wir auf der Abendrunde Charly, dem Labrador, oder Balu, dem großen zotteligen Mischlingsrüden, begegnen, muß ich mir so wenigstens kein Geläster gefallen lassen. Außer von Marusa, die sich nicht verkneifen kann zu frotzeln "Ich dachte, die Faschingszeit wäre nun vorbei?!" O.k., ich folge Simone heute ausnahmsweise freiwillig unter die Dusche.

Nach dem Abendbrot verziehe ich mich lieber, bevor Simone mich anknurrt, ich soll sie nicht nerven. Sie muß nämlich lernen, in zehn Tagen hat sie eine Zwischenprüfung auf dem Weg zur Veterinärhomöopathin. Ich musste neulich auch einige Globuli einnehmen, als mein rechtes Knie nach einer wilden Toberei so weh tat. Da bekam ich Calcium carbonicum (Austernschalenkalk). Das soll besonders gut helfen bei jungen Hunden großer Rassen, die eher kräftig gebaut, gutmütig und nicht so rasend schnelle (Marusa nennt es dick, gefräßig und tollpatschig) sind. Ob ich dazu gehöre kann ich nicht so beurteilen, die Knieschmerzen waren jedenfalls am nächsten Tag weg. Wenn Organschäden allerdings nicht mehr reversibel sind hilft auch die Homöopathie nichts. So erging es leider Hasi. Er hatte eine chronische Niereninsuffizienz. Simone behandelte ihn im November homöopathisch, woraufhin er wieder guten Appetit hatte. im Februar ging es ihm so schlecht, daß er eingeschläfert werden musste. Wir hatten zwei Tage Trauer im Haus, sogar Kater Macak und ich (die wir die Kaninchen vor allem zum Ärgern gern haben) waren ganz depressiv. Am traurigsten ist Kaninchenlady "Napoleon". Sie ist nun verwitwet und auf der Suche nach einem neuen netten Kaninchenmann, zu dem sie am liebsten hinziehen würde. (Hat sie vielleicht von uns die Nase voll?) Wenn ihr da jemanden kennt, könnt ihr ja Bescheid sagen.

Na, jetzt sehe ich mal nach, wie weit Simone fortgeschritten ist, vielleicht hat sie ja nun doch noch etwas Zeit mich zu beknuddeln.

Ich wünsche euch einen gesunden Frühlingsanfang und melde mich bald wieder!

Euer Jamie

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© 2004 by Simone
Erstellt am Fr, 19.03.04, 07:50:19 Uhr.
URL: http://www.anderssehen.at/hund/jamie8.shtml

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