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Aufgeschmissen

Die Haushaltsgerätehersteller sch...auen auf uns!

Es hat sich wohl noch nicht recht herumgesprochen, daß sehbehinderte bzw. blinde Personen, speziell Geburtsblinde und jüngere Späterblindete, auch einen eigenen Haushalt haben bzw. führen können. Es kommt allerdings darauf an, welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen und welche Geräte man mit Konturenpaste oder aufklebbaren Punkten oder mit Einritzen von Schaltern sich zu Nutze machen kann. Da scheiden sich nun aber die Geister.

Mein Geschirrspüler ist altersschwach und sehr verbraucht. Er sprüht aus den letzten Düsen, also muß ein anderer her, am besten ein neuer. Also begab ich mich mit meinem ebenfalls sehbehinderten Ehemann in ein Geschäft, welches dafür bekannt ist, viel Auswahl zu haben. Wir wurden freundlich empfangen, da man uns dort schon kennt, freundlich in die jeweilige Abteilung geleitet und dann, ja dann?

Nach unseren Wünschen gefragt, schlich ich mit meinen Vorstellungen wie die Katze um den heißen Brei, von der Art des Gerätes über den Herstellerwunsch bis zur Funktionalität. Die Geräte wurden von außen bis innen begrapscht, ich hinterließ überall Fingerabdrücke, ließ kaum ein Gerät aus, um dann festzustellen, daß nichts für mich dabei ist. So begann ich innerlich immer wütender zu werden, was sich auch nach außen zu kehren begann. Als man mir dann noch weismachen wollte, was für mich gut wäre, kramte ich schon meine niedlichen Schimpfereien hervor und drohte zu explodieren. Da sich mein Mann nicht schämte, war ich wahrscheinlich noch immer im erträglichen Bereich. Warum flippte ich so aus?

Ich suchte ein Gerät mit mehreren Programmen, die ich aber selber auswählen will. Es sollte Drehregler geben, die bei Programmanfang oder Ende einrasten. Die Drucktasten zum Ein- und Ausschalten bzw. zur Programmwahl sollen keinesfalls Sensor- oder Halbsensortasten sein, sondern dort bleiben, wo man sie haben will, damit festgestellt werden kann, ob man auch wirklich das gedrückt hat, was man wählen wollte. Das teilweise Unverständnis der Verkäufer reichte bis dahin, daß eine Lampe anzeigt, bzw. man abzählen kann, was man drücken will. Das Begreifen der Möglichkeit, nicht kontrollieren zu können, blieb aus, worauf ich antworten mußte, "wenn die Lämpchen ausfallen, sind Sie genauso aufgeschmissen wie ich!" Ich sehe ja ein, daß sich nicht jeder in so eine Situation hineinversetzen kann, so muß man halt mit vielen Erklärungen etwas nachhelfen. Nach langem Hin und Her wurden schon ein paar Geräte entdeckt, die zwar ein paar Tasten nach meinen Wünschen aufwiesen, aber anderes wieder zu wünschen übrig ließ. Auch in den Anbieterkatalogen wurde nachgesehen, was man eventuell bestellen könnte, aber es fand sich nicht wirklich mehr wie das was schon vor Ort war. Falls sich die Hersteller überhaupt was denken, möchte ich gerne wissen, was sie vom praktischen Gebrauch wissen, denn Theorie und Praxis klaffen oftmals weit auseinander.

Während der Herumsucherei betastete ich auch andere Geräte wie etwa Herde und Backrohre, Mikrowellengeräte uvm. Es war überall dasselbe, unbrauchbar. Ich möchte auch noch feststellen, daß es auch viele ältere Menschen gibt, die sich mit dem Sehen schon einigermaßen plagen, auch sie wünschen sich sicher benutzerfreundliche Maschinen.

Nächste Woche gehen wir wieder ins Geschäft und wenn ich bis dort nichts Passendes finde, werde ich wohl mein Geschirr per Hand abwaschen müssen, es wird ja ohnehin fast genauso schön wie in der Maschine, nur, meine Hände werden hässlich, weil ich keine Gummihandschuhe tragen kann, da ich sonst nichts "sehe". Also abwarten ...

Anna Nussthaler

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© 2005 by Anni Nussthaler
Erstellt am Do, 21.10.10, 13:46:09 Uhr.
URL: http://www.anderssehen.at/alltag/berichte/aufgeschmissen.shtml

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