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Die Sucht geht weiter!

Mein Name ist seit nunmehr 37 Jahren Harald Fiedler und der geneigte Leser oder Hörer möge mir gnädigst verzeihen, wenn ich mit diesem Erfahrungsbericht der Neuauflage des Dialog im Dunkeln erst jetzt an ihn oder sie herantrete.

Seit dem 26. Jänner 2006 gibt es also den neuen Dialog im Dunkeln in der Wiener Stadthalle, Halle f, und ich musste mir, das sei zu meiner Verteidigung gesagt, erst ein Bild davon machen.

Nachdem ich mich persönlich davon überzeugt habe, daß auch dieser Dialog im Dunkeln sowohl für die Besucher, als auch für die dort arbeitenden Guides eine gleichermaßen faszinierende, wie auch interessante Erfahrung ist, will ich nun diesen Bericht mit allen teilen, die daran interessiert sind.

Nachdem mir, dem Herrn im Himmel sei Dank, immer wieder das Vergnügen und die Ehre zu Teil wird, für Führungen im Dunkeln eingesetzt zu werden, kenne ich den Weg durchs Dunkel "blind" und kann inzwischen auch recht gut einschätzen, wie die Führungen mit unterschiedlichsten Besuchern zu gestalten sind.

Für diejenigen, die von einer langen Reise zurückgekehrt sind oder gerade aus einem Koma erwacht sind und daher noch nie etwas vom Dialog im Dunkeln gehört haben, sei folgende Erklärung vorangestellt:

Der Dialog ist eine Rauminstallation, in der mehr oder weniger alltägliche Situationen nachgebaut und dargestellt werden und der Besucher, oder auch die Besucherin, hat nun die Möglichkeit, sich von einem Führer - da dieses Wort aber negativ besetzt ist, werden die Führer dort Guide genannt - ein Stündchen begleiten zu lassen.

Nun werden Sie, geneigter Leser oder Hörer, zu recht sagen, was da so interessant sein soll, denn alltägliche Situationen gibt es ja im Alltag genug, und damit haben sie auch recht.

Stellen Sie sich nun vor - aber viele Besucher sagen nach einer Führung, daß sie sich das so nicht vorgestellt haben -, die Führung, die Gespräche untereinander und mit dem Guide, das Trinken an der Bar, das Bezahlen, das Essen im Dunkeln, für die, die es länger genießen wollen, geschieht im Dunkeln.

Nicht in abgedunkelten Räumen, die dem Auge die Chance lassen, sich an etwas Licht "festzukrallen"! Nein! In totaler, allumfassender Finsternis, die es nicht zulässt, daß jemand auch nur das Geringste sieht. Außer vielleicht jene vor den Augen tanzenden färbigen Punkte und/oder Kreise, deren lediglicher Ursprung der eigene Kopf ist, und die aus dem verzweifelten Versuch des Auges etwas zu sehen, geboren werden.

Was nun die Guides anbelangt, so sind diese sehbehindert oder ganz blind.

Nun wird es klar sein: diese Rauminstallation dient dazu, den Besuchern die Welt der Dunkelheit näher zu bringen und zu "sehen" wie es ein Blinder tut.

Nämlich mit der Vielfalt der übrigen Sinne. Und da sich kaum welche vorstellen können, wie das ist, nichts sehen zu können, geht jeder mit der Gewissheit wieder nach einer Führung heraus, soeben etwas Einzigartiges erlebt zu haben.

Aber nun zum Ablauf einer dieser Führungen: Die Besucher stellen sich, noch im Hellen im Halbkreis vor diejenige hin, die bei Licht die Einführung macht. Dort wird jede und auch jeder mit einen Blindenstock ausgestattet, und im weiteren Verlauf wird auch Jedem oder Jeder klar, warum er oder sie nun diesen Stock mitbekommen hat. Nach einer kurzen Erklärung über die Handhabung des Stockes und einer Erklärung, wie nun die nächste Stunde abläuft und nach nun schon zaghafter gewordenen Fragen der Besucher geht es an einen Handlauf, der einige Kurven macht, um die Dunkelheit vollkommen zu machen, zu mir in diesem Fall.

Trotzdem, daß ich nun schon längere Zeit Dienst tue und über einige Erfahrungen verfüge und einige recht schwierige Gruppen gemeistert habe, kommt mir die Zeit zwischen dem Drücken der Ampel auf grün (ein Zeichen, daß ich nun für die Gruppe bereit bin) und dem tatsächlichen Erscheinen wie eine Ewigkeit vor, und ich frage mich immer noch des Öfteren warum ich mir das antue, weil ich nie weiß, was mich erwartet und ich nur stehen und hören kann. Ich höre die Stimmen näher kommen, manche aufgeregt manche ihre Aufregung mit Coolheit tarnend, oder manche sind gar nicht zu hören und kommen still in die Vorbereitung.

Dann das Erlösende "Harald, DU hast 8 Personen! Ich wünsche allen viel Spaß und wir sehen uns draußen wieder!" des Sichtpersonals, die die Gruppe hereingebracht hat. Worte, die die Befangenheit und die Unsicherheit brechen und uns alle bereit machen für einen Spaziergang im Dunkel.

Ich begrüße meine Gruppe, erbitte mir das DU, weil so eine vertrautere Atmosphäre entsteht, und Vertrauen ist ganz wichtig, nicht nur während der nächsten Stunde, gebe noch kurze Erklärungen ab, erläutere meine Funktion hier und schon geht's los.

Manche Schüler- und/oder Jugendlichengruppen, die nur schlecht oder manche gar nicht auf dieses Abenteuer vorbereitet wurden und werden, müssen erst von ihrer Aufregung plötzlich nichts sehen zu können, heruntergeholt werden und ihnen die handvoll regeln mehrmals vorgebetet werden: Meiner Stimme folgen, alle hören mir zu, wer Licht macht wird rausgeworfen, mit dem Stock nicht in der Luft herumfuchteln, denn das kann ins Auge gehen, nicht wie eine Horde vonwildgewordenen Elefanten durchtrampeln. Wenn ich eine Gruppe habe, in der außschließlich Jugendliche Mädls sind sage ich noch dazu, daß wir keine Spinnen oder Insekten haben, denn ohne diesen Hinweis, fangen sie nach der ersten Berührung durch einen Strauch durchdringend zu Schreien an, aber wenn ich es mir so recht überlege, so ist das auf jeden Fall der fall, egal ob ich etwas sage, und ich muß dann nur meine Hörsensibilität ein wenig herunterfahren, sonst werde ich gehörlos.

Wenn ich eine Kindergruppe habe, aus 6- bis 12Jährigen, denen biete ich immer an, wer will kann mit mir an der Hand gehen. Meistens wollen immer alle 8, was mich dann immer in die Verlegenheit bringt, mein Versprechen zurückzunehmen und einen Zug zu bilden, damit jeder sich wo anhalten kann.

Nachdem alle Klarheiten beseitigt sind und meiner Meinung nach alle für das Abenteuer Dunkelheit bereit sind, öffne ich eine Tür, und wir werden von Vogelgezwitscher und Wasserplätschern empfangen.

Da ich Niemandem die Vorfreude kommender Ereignisse nehmen will oder di Vorbereitung auf den näheren Weg verunmöglichen will, werde ich über das kommende schweigen, nur das sei gesagt, daß es einen Natur-, einen Stadt- und einen Barbereich geben wird.

Vom Erhalt des Stockes, der übrigens vielen während der Führung so richtig ans Herz wächst, bis zum Gästebuch schon wieder im Hellen, findet alles im Dunkel statt, auch die vorhin erwähnten Bereiche.

Und wie im Gästebuch der internetten Seite www.dialogimdunkeln.at zu lesen ist, kommen alle wieder raus und sind begeistert. Außer diejenigen, die es vorgezogen haben rausgeworfen zu werden, weil ihre Neugier und ihr Imponiergehabe größer waren, als ihr Verstand, und sie nicht begriffen haben, daß man sich auch im Dunkeln an gewisse Regeln, auch des Umganges zu halten hat. Wenn die vorbereitung auf dieses Abenteuer, die Durchführung und die schlussendliche Nachbereitung durch das Fallen der Barrieren im Kopf gestimmt hat, wird es für viele kein einmaliges Ereignis gewesen sein, sondern das Dialogfieber zugeschlagen haben, und es fürsie heißen wird "Schauen sie sich das an! ". Abschließend seien mir noch einige Worte über das immer freitäglich stattfindende Dinner in the dark gestattet. Für diejenigen, denen es nicht genügt nur im Dunkel spazieren zu gehen und in der Bar vielleicht einen zu heben, sondern auch im Dunkel essen wollen, was natürlich geht und auch gut ankommt, sind im Dinnerraum, gleich neben der Bar, tische gedeckt und das engagierte team der Guides steht bereit, mit Informationen über das Leben im Dunkel und mit einem 5gängigen Menü den Gast zu verwöhnen.

Ich hoffe und bin zuversichtlich, Ihnen Lust auf das Dunkel gemacht zu haben und die Entscheidung sich das anzuschauen nicht hinauszuschieben, sondern sich jetzt anzumelden. Sie werden es nicht bereuen.

Und wer noch mehr Informationen über dieses Ereignis braucht um sich dann anzumelden, bekommt diese in der Webseite www.dialogimdunkeln.at.

Falls Sie, geneigter Leser oder Hörer, in diesem meinen kurzen Erfahrungsbericht einen grammatikalischen oder orthographischen Fehler gefunden haben oder gar einen Stein des Anstoßes, so dürfen Sie ihn behalten.

Harald Fiedler

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© 2007 by Harald Fiedler
Erstellt am Mi, 21.05.08, 08:01:19 Uhr.
URL: http://www.anderssehen.at/alltag/berichte/dialog3.shtml

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